Die Provence gilt als Rosé-Land schlechthin. Glaubt man den dort handelnden, mehr oder minder guten Romanen bzw. ihren zumeist deutschen oder englischen Autoren, öffnen die Einheimischen zu beinahe jeder Tages- (und Nacht-) Zeit eine Flasche kühlen Rosés. Tatsächlich produziert die Provence eine ganze Menge, nämlich je nach Quelle zwischen 50 und 80% der jährlich erzeugten rund 900.000 hl Wein. Auch die Familie de Wulf von der Domaine Jas d’Esclans steuert ihren Anteil bei. Wie schon beim Rosé des weiter westlich gelegenen Château de Lancyre finden sich auch hier Grenache (50%), Cinsault (15%) und Syrah (20%) vereint, jedoch mit anderen Anteilen. Dazu kommt die Tibourenc (15%), eine provenzalische Rebsorte, die Würze in die Cuvée bringt. Farblich ähneln sich beide Weine mit ihrem lachsfarbenen Rosa – doch wie gelangt die Farbe überhaupt hinein?
Verantwortlich ist die Hülsenmaischung, das Einweichen der Trauben mit Schalen und Kernen im eigenen Most. Auf diese Weise lösen sich Farb- und Geschmacksstoffe aus den Schalen und wandern in den Most. Je nach Maischedauer können sehr blasse bis sehr dunkle Rosés erzeugt werden, bei denen die Grenzen zum Rotwein verschwimmen. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis kompliziert. Denn zum einen variiert der Anteil der entsprechenden Farb- und Aromastoffe bei jeder Traubensorte und zum anderen finden während der Maischung weitere chemische Prozesse statt, die die Extraktion der gewünschten Substanzen beeinflussen. Insofern benötigt der Kellermeister jede Menge Erfahrung in seinem Chemielabor – doch das ist Stoff für einen neuen Eintrag.